In den imposanten Bergen Kappadokiens betreibt der ehemalige Schauspieler Aydin (Haluk Bilginer) ein kleines Hotel, in dem er mit seiner deutlich jüngeren Frau Nihal (Melisa Sözen) und seiner gerade geschiedenen Schwester Necla (Demet Akbag) wohnt. Nebenbei vermietet er im Dorf diverse Häuser. Die Drecksarbeit - etwa wenn jemand die Miete nicht zahlt oder Steine fliegen - übernimmt für ihn der Hausmeister Hidayet (Ayberk Pekcan), denn Aydin hat als intellektueller Bildungsbürger Besseres zu tun (Aydin ist türkisch für "Intellektueller"). Er schreibt belehrende Kolumnen für eine Regionalzeitung und arbeitet an einem Buch über die Geschichte des türkischen Theaters.
Haluk Bilginer und Demet Akbag (© Nuri Bilge Ceylan) |
Während die Kälte des
Winters unaufhaltsam in die bescheidenen Unterkünfte dringt, wachsen die
Spannungen zwischen Aydin und seinem Umfeld. In den Konfrontationen mit den
Dorfbewohnern geht es um Geld und Ehre, die eher theoretischen Dispute mit
seiner Schwester drehen sich um philosophische Fragen und der Konflikt mit
seiner Frau, die ein örtliches Wohltätigkeitsprojekt betreut, wächst zu einer
fundamentalen Auseinandersetzung über Liebes- und Lebensentwürfe. So offenbart
sich Aydin im Laufe des Films zunehmend als selbstgefälliger Zyniker, der die
Menschen um sich herum klein zu halten versucht und ohne Skrupel demütigt,
sobald er seine Stellung als Patriarch gefährdet sieht.
Der Gewinner der
Goldenen Palme und des FIPRESCI-Preises
des diesjährigen Filmfestivals von Cannes verbindet grandiose Bilder
einer archaischen Landschaft (gefilmt im UNESCO Weltkultur- und Weltnaturerbe Kappadokien) mit einem Kammerspiel um große Fragen über Liebe
und Macht, Gesellschaft und Moral. Die immer wieder sehr langen Dialoge sind messerscharf und werfen einen Blick auf die Menschen und die Gesellschaft. Das wird noch durch interessante Kamera-Einstellungen intensiviert, etwa wenn nur die Gesichter der Protagonisten durch das Kaminfeuer erhellt sind, der Rest aber im Dunkeln liegt.
Der über 3 Stunden dauernde Film von Ceylan ist eine profunde Charakterstudie und gleichzeitig ein subtiles Sittenbild seiner türkischen Heimat über Mensch und Natur, den Einzelnen und die Gesellschaft, das einfache Volk und die Intellektuellen. Letztere - und vorallem ehemalige Schauspieler - befinden sich laut Ceylan in einer Art Winterschlaf, da sie ihr Leben lang Shakespeare gespielt haben und in eigenen geschlossenen Kreisen leben. Und letztlich geht es um (Ehe)mann und (Ehe)frau. Ein ausgesprochen anspruchsvoller Film. Man braucht Sitzfleisch und muss sehr konzentriert sein!
Szenenbild (© Nuri Bilge Ceylan ) |
Der über 3 Stunden dauernde Film von Ceylan ist eine profunde Charakterstudie und gleichzeitig ein subtiles Sittenbild seiner türkischen Heimat über Mensch und Natur, den Einzelnen und die Gesellschaft, das einfache Volk und die Intellektuellen. Letztere - und vorallem ehemalige Schauspieler - befinden sich laut Ceylan in einer Art Winterschlaf, da sie ihr Leben lang Shakespeare gespielt haben und in eigenen geschlossenen Kreisen leben. Und letztlich geht es um (Ehe)mann und (Ehe)frau. Ein ausgesprochen anspruchsvoller Film. Man braucht Sitzfleisch und muss sehr konzentriert sein!
WINTERSCHLAF kommt ab 11.12.14 zu uns ins Kino!
Deutscher Trailer (Direktlink Weltkino):
Quelle, Bildrechte: weltkino
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